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Die Suche nach dem Kompromiß (Thema Denkmalschutz)

13. September 2007 Leserbrief zu dem Bericht der MAZ, S. 16

„Märkische Rothenburg“ oder „Märkisches Mantua“ sind schon seit älteren Zeiten Werbeslogans für die touristische Vermarktung der Stadt Jüterbog. Und erst kürzlich konnte die Presse melden, daß die Übernachtungszahlen bei Hotels und Pensionen erfreulicherweise angestiegen sind. Das ist sicher nicht deshalb der Fall, weil man hier im Zentrum bequem in diversen Supermärkten einkaufen kann. Diese Konsumtempel sehen in ganz Europa egal aus. Nicht nur, daß sie allerorts die gleiche einfallslose Fassade haben, auch die Wurst schmeckt inzwischen überall gleich. Die Globalisierung läßt grüßen.

Gerade unter diesen Umständen sollten unsere letzten regionalen Alleinstellungsmerkmale gepflegt und gehütet werden. Die Akropolis in Athen oder das Kolosseum in Rom sind baufällige Ruinen und beide stehen auf teurem Baugrund. Doch die Verantwortlichen dort wissen, daß die Touristen von weit her kommen um die Baudenkmale und das historische Ambiente zu sehen, nicht um beim beliebigen Discounter Schnäppchen zu jagen, die es bei der gleiche Kette auch zu Hause gibt.

Wenn die Hälfte aller Denkmale des Landkreises in Jüterbog registriert ist, so sehen das einige als Bürde. Ich meine, es ist ein Schatz, den uns die Vorfahren hinterlassen haben. Schon beim Bau der (DDR)Konsum-Kaufhalle redeten Denkmalschützer und Städteplaner mit, wodurch die geschlossene Häuserzeile der Mönchenstraße erhalten blieb. Gleiches gilt in der Neuzeit mit dem Bau des REWE-Marktes, dessen Platz die Ansicht der Großen Straße auch nicht zerrissen hat. Mit gutem Willen ist es also machbar, Großmärkte im Zentrum zu etablieren, ohne gleich die Stadtansichten wie am Neumarkttor zu ramponieren. Gegenwärtig ist man dabei, in der Zinnaer Vorstadt den gleichen Fehler zu wiederholen.

Da beschweren sich einzelne Leute, daß der Denkmalschutz ihren Geschäftsinteressen im Wege wäre. Was nutzen denn die zu Einkaufsmärkten oder Eigenheimen „veredelten“ Baugrundstücke, wenn es hier keinen guten Grund zum wohnen und erst recht keinen gibt, in diese Stadt zu reisen? Es ist ein Grundübel dieser Gesellschaft, das alles nur kurzsichtig betriebswirtschaftlich, doch kaum einer volkswirtschaftlich denkt. Ich hätte mir beispielsweise eine souveräne Denkmalschutzbehörde gewünscht als die Turmkaserne und die Pferdeställe in Jüterbog 2 zur Schrottgewinnung ruiniert worden sind. Dem Vernehmen nach, ist dafür bis heute noch niemand zur Verantwortung gezogen worden.

Wenn es nicht schon in preußischer Zeit in Potsdam und Berlin Denkmalschutzbehörden gegeben hätte, wären im 19. Jahrhundert die Stadttore beseitigt und die Mönchenkirche abgerissen worden. Wie die Chronik beweist, hatten Verantwortliche in Jüterbog damals ein Problem damit, mit falschem Fortschrittsglauben den kulturellen Wert ihrer geschichtsträchtigen Stadt zu erfassen und mußten mit behördlichem Druck eines Besseren belehrt werden. Ich hoffe doch, daß das inzwischen wirklich Geschichte ist.